Mit der Vitalzeichenkontrolle soll festgestellt werden, ob lebenswichtige Körperfunktionen gewährleistet sind. Die Beobachtung und Messung von Vitalzeichen ist hierbei eine wichtige Aufgabe in der Pflege-, Intensiv- und Notfallmedizin. Was Vitalzeichen dabei genau sind, welche es gibt und wie man die Kontrolle der Vitalzeichen jeweils durchführt, klärt dieser Artikel.
Inhaltsverzeichnis
- Was sind Vitalfunktionen und Vitalzeichen?
- Indikation
- Anleitung
- Normwerte
- Stellenangebote
Vitalzeichenkontrolle – Was sind Vitalfunktionen und Vitalzeichen?
Körperfunktionen, die die Lebensvorgänge eines Körpers sichern, werden in der Medizin als Vitalfunktionen bezeichnet. Das Wort “Vital” leitet sich hierbei vom Lateinischen “vita”, was mit “Leben” übersetzt werden kann, ab. Bei den Vitalfunktionen unterscheidet man dabei die Funktionen erster und zweiter Ordnung. Zu den Vitalfunktionen erster Ordnung gehören Atmung, Herz-Kreislauf-Funktion und Hirnfunktion. Wasser-Elektrolyt-Haushalt, Säure-Basen-Haushalt, Wärmehaushalt und Nierenfunktion sowie einige andere Funktionen bezeichnet man hingegen als Vitalfunktionen zweiter Ordnung.
Vitalzeichen sind prüf- oder messbare Größen oder Sachverhalte, die Auskunft über die Qualität einer Vitalfunktion geben. Zu jeder Vitalfunktion gibt es daher aussagefähige Vitalzeichen. Entsprechend der Unterscheidung in Funktionen erster und zweiter Ordnung differenziert man auch zwischen Vitalzeichen erster und zweiter Ordnung.
Vitalzeichen erster Ordnung
Zu den Vitalzeichen erster Ordnung als messbare Elemente der Qualität von Atmung, Herz-Kreislauf-Funktion und Hirnfunktion gehören verschiedene Parameter. Zu nennen sind hier:
- Puls
- Blutdruck
- Körpertemperatur
- Atemfrequenz
- Bewusstsein (Vigilanz)
Mit der Pulsmessung soll hierbei die Frequenz und Qualität des Herzschlags festgestellt und die Kreislauffunktion beurteilt werden. Der Blutdruck wird ebenfalls gemessen, um die Funktion des Herz-Kreislauf-Systems festzustellen. Hierbei misst man meist den arteriellen Blutdruck in den großen Arterien.
Die Messung der Körpertemperatur erfolgt, um festzustellen, ob diese im Normbereich liegt. Eine deutlich erhöhte Temperatur (Fieber) weist hierbei auf ein Entzündungs- oder Infektionsgeschehen hin. Hohes Fieber kann dabei lebensbedrohlich sein, ebenso wie eine massive Unterkühlung.
Die Atmung ist unbestritten eine zentrale Vitalfunktion. Die Atemfrequenz gibt hierbei die Zahl der Atemzüge innerhalb einer bestimmten Zeit, üblicherweise innerhalb einer Minute, an. Durch direkte Ansprache und Feststellung der Reaktion kann man weiterhin in der Regel das Bewusstsein überprüfen.
Messung der Vitalzeichen
Vitalzeichen zweiter Ordnung
Neben den Vitalzeichen erster Ordnung sind für die Vitalzeichenkontrolle auch die Vitalzeichen zweiter Ordnung wichtig. Zu diesen zählen beispielhaft folgende Messwerte:
- Sauerstoffsättigung
- Blutzucker
- Flüssigkeitshaushalt
- Hautzustand
- Pupillenreaktion
Aussagen über die Effektivität des Sauerstofftransports im Blut sind bei der Vitalzeichenkontrolle mittels Messung der Sauerstoffsättigung möglich. Bei der Überprüfung des Blutzuckers wird außerdem der Blutzuckerwert (Glukosespiegel) gemessen. Unterzuckerung kann dabei für den menschlichen Körper schädlich sein, genauso wie eine Überzuckerung (liegt diese dauerhaft vor, kann das ein möglicher Hinweis auf Diabetes mellitus sein).
Akuter Flüssigkeitsmangel beeinträchtigt nicht nur das Wohlbefinden, sondern kann schnell auch lebensbedrohlich werden. Daher ist eine Kontrolle des Flüssigkeitshaushaltes ebenfalls ein wichtiger Aspekt der Vitalzeichen zweiter Ordnung. Der Zustand des Flüssigkeitshaushalts ist dabei relativ einfach über den Urin messbar.
Auch die Haut als größtes menschliches Organ liefert wichtige Informationen über den Gesundheitszustand eines/-r Patienten/-in. Aus dem Spannungszustand der Haut lassen sich so beispielsweise Rückschlüsse auf Flüssigkeitshaushalt und Herzfunktion ziehen. Die Feststellung der Pupillenreaktion auf Lichtreize kann weiterhin unter anderem Hinweise auf mögliche Hirnverletzungen, zum Beispiel bei einem Schädel-Hirn-Trauma, geben.
Die Vitalzeichenkontrolle zielt vor diesem Hintergrund darauf ab, durch Überprüfung der Vitalfunktionen medizinischen Handlungsbedarf festzustellen oder diesen im Idealfall auszuschließen. Wie bei jeder Kontrolle handelt es sich um einen Soll-Ist-Vergleich. Die Messwerte werden dementsprechend mit Normwerten verglichen. Die Kontrolle wird hierbei überwiegend durch Messungen, zum Teil aber auch durch Beobachtung durchgeführt. Vielfach fokussiert sich die Kontrolle auf die Vitalzeichen erster Ordnung, eine Beschränkung darauf ist aber nicht zwingend und auch nicht immer angezeigt. Es kommt hierbei auf den jeweiligen Fall und den Anlass an.
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Vitalzeichenkontrolle – Indikation
Die Vitalzeichenkontrolle gehört zur täglichen Routine im klinischen und pflegerischen Alltag. Bei der Notfallversorgung und der klinischen Erstuntersuchung dient diese vor allem der ersten Orientierung. Während operativer Eingriffe im Krankenhaus findet ebenfalls eine fortlaufende Vitalzeichenkontrolle statt. Besondere Indikationen für eine engmaschige Überprüfung sind:
- die Betreuung von Intensivpatienten/-innen
- die postoperative Versorgung von Patienten/-innen
- bekannte gravierende Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Vitalzeichenkontrolle – Anleitung
Bei der Vitalzeichenkontrolle sind je nach Situation und Patient/in verschiedene Vitalzeichen zu prüfen. In den nachfolgenden Abschnitten wird daher ein Überblick zur Durchführung der Vitalzeichenkontrolle mit den Vitalzeichen erster Ordnung gegeben. Hierzu werden die Puls-, Blutdruck- und Körpertemperaturmessung sowie die Beobachtung der Atemfrequenz und die Überprüfung des Bewusstseins erläutert.
Puls messen
Die Pulsmessung erfolgt durch Ertasten der durch die Arterien laufenden Druckwelle des Blutes mit der Hand. Der beste Ort dafür ist üblicherweise das Handgelenk des/-r Patienten/-in unterhalb des Daumens. Bei der Pulsmessung sollte man Zeige-, Mittel- und Ringfinger verwenden, es ist jedoch auch möglich den Puls mit lediglich zwei Fingern zu messen. Die Stärke der Druckwelle liefert dabei bereits einen Anhaltspunkt über die Stärke des Herzschlags. Meist misst man den Puls dabei etwa 15 Sekunden lang. Die gemessene Frequenz wird dann mit vier multipliziert, um auf den Minutenwert der Herzfrequenz zu kommen.
Messwertunterschiede beim Puls
Der ermittelte Wert der Pulsmessung hängt von verschiedenen Faktoren ab. Neben dem Alter spielen hier auch die Belastung und die körperliche Fitness des/-r Patienten/-in eine Rolle.
Blutdruck messen
Der Blutdruck wird üblicherweise mit einer Blutdruckmanschette gemessen. Die Manschette wird hierbei dem/- Patienten/-in am Oberarm in Herzhöhe angelegt. Mit einem zusätzlich an dem Arm angelegten Stethoskop werden von der medizinischen Fachkraft, beispielsweise einer MFA, dabei die Blutdruckgeräusche erfasst.
Bei der manuellen Blutdruckmessung wird die Manschette bis über den Punkt hinaus aufgepumpt, an dem keine Blutdrucktöne mehr zu hören sind. Danach wird der Druck langsam und kontinuierlich abgelassen. Ist der Blutfluss im Stethoskop wieder zu hören, gibt der Messwert an diesem Punkt den systolischen Wert an. Wenn durch weiteres Druckablassen die Geräusche verschwinden, erhält man somit den diastolischen Wert. Bei Blutdruckmessgeräten als weitere Variante der Blutdruckmessung erfolgen das Aufpumpen und die Ermittlung der Blutdruckwerte automatisch.
Körpertemperatur messen
Die Körpertemperatur misst man mit einem Fieberthermometer. Etabliert hat sich hier die Temperaturkontrolle im Gehörgang. Alternativen dazu sind Messung in den Achseln, Leisten, unter der Zunge, rektal im Mastdarm oder an der wangenanliegenden Zahnfläche. Auch die kontaktlose Temperaturmessung an der Stirn mittels Infrarot-Thermometer ist mittlerweile eine weitere Variante. Die gemessenen Temperaturen können jedoch je nach Messort um circa 0,5 Grad Celsius von der tatsächlichen Körpertemperatur abweichen. Je nach Methode sind diese daher dem Ergebnis hinzuzurechnen.
Atemfrequenz beobachten
Die Atemfrequenz als Vitalzeichen kann durch einfaches Zählen der Atemzüge des/-r Patienten/-in ermittelt werden. Als Hilfsmittel zur Atembeurteilung dient dabei oft ein Stethoskop. Es ermöglicht zusätzlich die Feststellung, ob die Lunge gleichmäßig belüftet wird und ob die Atemgeräusche pathologische, also krankhafte, Anzeichen aufweisen. Für eine Schnellmessung der Lungenfunktion wird gerne auch ein Peak-Flow-Meter verwendet. Die Person muss hierfür zunächst das Gerät zwischen die Lippen nehmen, tief einatmen und in einem kräftigen Stoß ausatmen. Mittels Peak-Flow-Meter misst man bei der Peak-Flow-Messung dabei die Stärke der ausgestoßenen Atemluft, wodurch Rückschlüsse auf die Qualität der Atmung möglich sind.
Bewusstsein
Ob ein/e Patient/in bei Bewusstsein ist, wird dadurch festgestellt, dass diese/r direkt angesprochen und die jeweilige Reaktion beobachtet wird. Erfolgt auch bei lauter Ansprache und gegebenenfalls leichtem Rütteln keine Reaktion, liegt Bewusstlosigkeit vor. Zusätzlich kann hier auch die Reaktion der betroffenen Person auf Schmerzen kontrolliert werden. Bei tiefer Bewusstlosigkeit sind dabei häufig auch andere Vitalfunktionen beeinträchtigt (keine oder schwache Atmung, kein oder nur schwacher Puls). Diese sind daher ebenfalls zu überprüfen.
Vitalzeichenkontrolle – Normwerte
Bei der Messung der verschiedenen Vitalparameter im Rahmen der Vitalzeichenkontrolle gibt es allgemeine Normwerte, die sich zum Teil je nach Alter des/-r Patienten/-in oder nach Art des erhobenen Wertes unterscheiden. Für den Puls, die Messung der Atemfrequenz sowie den Blutdruck gibt es hierbei nachfolgend dargestellte beispielhafte Normwerte.
Die Werte für die Pulsmessung werden hierbei jeweils in Beats Per Minute, kurz BPM, angegeben und ermöglichen somit die Messung der Schläge pro Minute.
Alter | Normwerte |
Neugeborene | bis 140 BPM |
Kleinkinder | 100 bis 120 BPM |
Kinder | 80 bis 100 BPM |
Erwachsene | 60 bis 80 BPM |
Die Normwerte der Atemfrequenz werden in Atemzügen pro Minute gemessen und gelten für die Atmung im Ruhezustand ohne physische oder psychische Belastung. Je nach Alter liegen hierbei nachfolgende Werte in Normalbereich. Diese können jedoch je nach Alter in ihrer Angabe leicht variieren.
Alter | Normwerte |
Neugeborene | 40 bis 50 Atemzüge pro Minute |
Kleinkinder | 20 bis 30 Atemzüge pro Minute |
Kinder | 16 bis 25 Atemzüge pro Minute |
Erwachsene | 12 bis 18 Atemzüge pro Minute |
Der Blutdruck als weiteres Vitalzeichen lässt sich ebenfalls je nach Alter in unterschiedliche Normwerte untergliedern. Die entsprechenden Werte werden hier in Millimeter Quecksilbersäule (mmHg) gemessen.
Alter | Normwerte |
Neugeborene | 60 / 40 mmHg |
Kleinkinder | 95 / 60 mmHg |
Schulkinder | 100 / 60 mmHg |
Jugendliche | 110 / 70 mmHg |
Erwachsene | 120 / 80 mmHg |
Die Körpertemperatur als weiterer Bestandteil der Vitalzeichenkontrolle bewegt sich in einer Bandbreite von 36,5 bis 37,4 Grad Celsius. Schwankungen je nach Tagesform und Befindlichkeit sind dabei möglich.
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