Ob Bauchschmerzen, Blähungen oder ein Blähbauch: Manche Menschen bekommen Verdauungsbeschwerden, wenn sie Milch getrunken oder Milchprodukte gegessen haben. Wer auf Milchprodukte empfindlich reagiert, verträgt Milchzucker womöglich nur in kleinen Mengen. Fachleute bezeichnen das als Laktoseintoleranz.
Auf einen Blick
- Nach dem Genuss von Milch und Milchprodukten haben manche Menschen Verdauungsprobleme.
- Der Grund kann eine Laktoseintoleranz sein: Dann verträgt die jeweilige Person Milchzucker (Laktose) nur in kleinen Mengen.
- Etwa 5 bis 15 Prozent der Europäer haben eine solche Milchzucker-Unverträglichkeit – am seltensten ist sie in Nordeuropa.
- Wird die Ernährung angepasst, kann man mit einer Laktoseintoleranz beschwerdefrei leben. Heilen lässt sie sich aber nicht.
Hinweis: Die Informationen dieses Artikels können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.
Wie verbreitet ist Laktoseintoleranz?
Weltweit ist die Laktoseintoleranz sehr verbreitet. Allerdings gibt es je nach Region und Bevölkerung große Unterschiede.
In Europa vertragen etwa 5 bis 15 Prozent der Menschen keinen Milchzucker. Am seltensten ist die Laktoseintoleranz in Nordeuropa. In Afrika oder Ostasien haben dagegen 65 bis über 90 Prozent der Erwachsenen Beschwerden, wenn sie Milch oder Milchprodukte konsumieren.
Bei Kindern unter 5 Jahren ist eine Laktoseintoleranz sehr selten. Meist entwickelt sie sich erst im Jugend- und Erwachsenenalter.
Was ist Laktoseintoleranz?
Wer nach dem Genuss von Milch und Milchprodukten Bauchschmerzen, Blähungen oder Durchfall bekommt, verträgt möglicherweise Milchzucker (Laktose) nur in kleinen Mengen. Ärztinnen und Ärzte sprechen dann von einer Laktoseintoleranz oder Milchzucker-Unverträglichkeit.
Nicht immer steckt eine Laktoseintoleranz dahinter, wenn jemand empfindlich auf Milch reagiert. Es ist daher wichtig, dass zunächst eine Ärztin oder ein Arzt eine Laktoseintoleranz feststellt, bevor man die Ernährung umstellt. Dies gilt vor allem für Kinder, Jugendliche und andere Menschen mit einem erhöhten Kalziumbedarf.
Wichtig zu wissen: Eine Milchzucker-Unverträglichkeit ist keine Allergie. Dieser Unterschied ist wesentlich. Denn während man bei einer Laktoseintoleranz manchmal relativ viel Milch oder Milchprodukte zu sich nehmen kann, ohne starke Beschwerden zu bekommen, reagieren Menschen mit einer Milchallergie selbst auf sehr kleine Mengen von Milch oder Milchprodukten empfindlich.
Woran bemerkt man eine Laktoseintoleranz?
Wer nur wenig Milchzucker verträgt, hat meist kurz nach dem Verzehr von Milch oder Milchprodukten Beschwerden. Welche Laktosemenge die Symptome auslöst, kann sehr unterschiedlich sein.
Typische Beschwerden bei Laktoseintoleranz sind unter anderem:
- ein aufgeblähter Bauch
- Völlegefühl
- Unterbauchschmerzen
- starke Blähungen
- Durchfall
- Übelkeit und Erbrechen
- manchmal auch Verstopfung
Die Beschwerden treten frühestens eine halbe Stunde nach Verzehr von laktosehaltigen Lebensmitteln auf. Am stärksten sind sie nach etwa eineinhalb bis zwei Stunden; sie können aber auch länger andauern.
Was sind die Ursachen für eine Laktoseintoleranz?
Eine Laktoseintoleranz ist meist erblich bedingt. Deshalb sprechen Ärztinnen und Ärzte auch von einer vererbten oder primären Laktoseintoleranz.
Im Säuglingsalter ist der Körper darauf eingestellt, nur von der Muttermilch zu leben. Um diese zu verarbeiten, produzieren Säuglinge das Enzym Laktase. Dieses Eiweiß spaltet den Milchzucker im Darm so auf, dass der Körper ihn weiterverwerten kann.
Nach dem Ende der Stillzeit stellt sich das Verdauungssystem allmählich auf andere Nahrungsmittel um. Der Körper produziert dann deutlich weniger Laktase und kann deshalb nur noch geringere Mengen Milchzucker spalten. Bei manchen Menschen reicht die Menge an Laktase nicht mehr aus, um den über Lebensmittel aufgenommenen Milchzucker zu spalten.
Nimmt ein erwachsener Mensch mehr Milchzucker auf, als die Laktase spalten kann, bleibt Milchzucker im Darm übrig. Der Milchzucker wird im Dickdarm von Darmbakterien zersetzt. Dieser Prozess wird Vergärung genannt. Dabei entstehen vermehrt Gase und andere Abbauprodukte im Darm. Sie verursachen die Beschwerden.
Wie gut oder schlecht ein erwachsener Mensch milchzuckerhaltige Lebensmittel verträgt, ist individuell verschieden und abhängig von der genetischen Veranlagung.
Vertiefende Informationen, etwa zu den Ursachen einer Laktoseintoleranz, lesen Sie unter gesundheitsinformation.de.
Wie wird eine Laktoseintoleranz diagnostiziert?
Wer den Eindruck hat, Milchzucker schlecht zu vertragen, wendet sich am besten an seine Hausärztin oder seinen Hausarzt. Meist wird man dann an eine Fachpraxis für Gastroenterologie – also für Magen-Darm-Erkrankungen – überwiesen, um dort einen Test machen zu lassen.
Zur Abklärung einer Laktoseintoleranz kommen folgende Tests infrage:
- Diät- oder Auslasstest: Dabei verzichtet man für eine Zeit auf Milch und Milchprodukte. Anschließend nimmt man eine bestimmte Menge an Milchzucker zu sich – die Ärztin oder der Arzt überwacht dann die körperliche Reaktion.
- Laktosetoleranztest: Der Blutzuckerspiegel wird vor und mehrmals nach dem Trinken einer Milchzuckerlösung gemessen. So lässt sich feststellen, ob der Körper Milchzucker spalten und aufnehmen kann.
- Atemtest: Nach dem Trinken einer Milchzuckerlösung wird der Gehalt von Wasserstoff in der Atemluft gemessen. Bei einer Milchzucker-Unverträglichkeit ist dieser meist erhöht.
Es ist nicht nötig, alle Tests zu machen. Das Standardverfahren in Deutschland ist der Atemtest.
Wichtig zu wissen: Für eine Diagnose reichen diese Messwerte allein nicht aus. Nur wenn während eines Tests typische Beschwerden auftreten, lässt sich sicher feststellen, ob eine Laktoseintoleranz die Ursache ist.
Wie kann man eine Laktoseintoleranz behandeln?
Handelt es sich um eine erblich bedingte primäre Laktoseintoleranz, ist keine Behandlung möglich. Mit einer angepassten Ernährung ohne Milch und Milchprodukte lässt sich aber beschwerdefrei leben.
Bisherige Forschungsergebnisse zeigen, dass sich die Beschwerden am besten verringern lassen, wenn man Laktose nur in begrenzter Menge und Milch nur gleichzeitig mit anderen Lebensmitteln zu sich nimmt.
Ist die Milchzucker-Unverträglichkeit nicht genetisch bedingt, sondern wird von einer anderen Erkrankung verursacht, spricht man von einer sekundären Laktoseintoleranz. Hier ist es wichtig, die genaue Ursache herauszufinden und entsprechend zu behandeln. Erholt sich die Darmschleimhaut durch die Therapie, verschwinden auch die Beschwerden wieder.
Wichtig zu wissen: Manche Menschen nehmen vorbeugend Präparate mit künstlich hergestellter Laktase ein – also dem Eiweiß, das Milchzucker (Laktose) im Darm spaltet und ihn so verträglicher macht. Solche Nahrungsergänzungsmittel sollen den Spaltprozess unterstützen. Bisher gibt es aber keine aussagekräftigen Studien, die zeigen, dass sich damit die typischen Beschwerden lindern lassen. Unklar ist auch die Wirksamkeit von prä- oder probiotischen Mitteln, welche die Darmflora stärken sollen. Probiotika enthalten lebende Bakterien, Präbiotika nicht verdaubare Ballaststoffe.
Was ist wichtig für den Alltag mit einer Laktoseintoleranz?
Es ist auch ohne Milchprodukte möglich, sich ausgewogen zu ernähren. Wer auf Milch verzichtet, sollte aber darauf achten, ausreichend Kalzium zu sich zu nehmen. Es findet sich beispielsweise in grünen Gemüsesorten wie Spinat und Grünkohl oder auch in kalziumhaltigem Mineralwasser. Weitere gute Kalziumlieferanten sind gereifte Käsesorten wie Parmesan und alter Gouda, die viele Menschen mit Milchzucker-Unverträglichkeit essen können, ohne Beschwerden zu bekommen.
Wem es schwerfällt, auf Milchprodukte zu verzichten, der kann ausprobieren, wie viel Laktose er ohne Beschwerden verträgt. Diese Menge lässt sich dann über den Tag verteilt mit anderen Lebensmitteln kombinieren.
Es ist meist nicht nötig, ganz auf milchzuckerhaltige Lebensmittel zu verzichten. Folgende Mengen sind normalweise gut verträglich – vor allem, wenn man sie zusammen mit einer Mahlzeit oder anderen Lebensmitteln verzehrt:
- bis zu 12 Gramm Laktose auf einmal: zum Beispiel 250 Milliliter Milch
- bis zu 24 Gramm Laktose über den Tag verteilt: zum Beispiel 500 Milliliter Milch
Wer eine ausgeprägte Laktoseintoleranz hat, lässt Milchprodukte meist ganz weg. Isst man nicht zu Hause, kann das allerdings schwierig sein. Auch viele Fertiggerichte enthalten Milchzucker-Anteile.
Mehr Informationen zur Ernährung bei Laktoseintoleranz und Tipps zum Einkaufen finden Sie auf gesundheitsinformation.de.
Wo kann ich mich noch über Laktoseintoleranz informieren?
Weitere Informationen zum Krankheitsbild Laktoseintoleranz finden Sie auch auf allergieinformationsdienst.de.
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In Zusammenarbeit mit dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).
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