Was ist Retail Banking? (2024)

Peter Chabrecek
Was ist Retail Banking? (1)

Das haben uns schon unsere Eltern beigebracht: Das Geld brav zur Bank tragen, denn dort wird mehr daraus. Das Retail Banking ist der Teil der Bank, der sich um uns Kleinanleger kümmert. Aber welche Bankgeschäfte gehören eigentlich zum Retail Banking? Und welche Jobs gibt es dort?

Was ist Retail Banking?

Beim Retail Banking handelt es sich um das standardisierte Privatkundengeschäft der Banken. Jeder von uns nimmt die eine oder andere Retail-Banking-Dienstleistung in Anspruch - sei es ein Girokonto, eine Maestro- oder Kreditkarte, ein Dauerauftrag für die Mietzahlung, ein Investment in einen Anlagefonds oder die Hypothek für das Eigenheim. Ohne das Retail Banking würde unser Alltag nicht funktionieren. Deshalb bieten die meisten Banken standardisierte Privatkundenprodukte an. Das Retail Banking ist bei jeder Bank ähnlich organisiert. Die zentralen Bereiche sind:

  • Passivgeschäft
  • Kredit- und Finanzierungsgeschäft
  • Zahlungsverkehr
  • Anlagegeschäft

Das Retail Banking findet in den Filialen der Banken oder zunehmend auch online statt. Abzugrenzen ist es insbesondere vom Private Banking (=Vermögensverwaltung), das sich an wohlhabende Kunden richtet und im Gegensatz zu den standardisierten Lösungen des Retail Bankings individuelle Kundenlösungen anbietet. Ebenfalls nicht Bestandteil des Retail Bankings ist das Großkunden- und Interbankengeschäft. Dennoch bildet das Retail Banking für viele Banken das wichtigste Geschäft - rund die Hälfte der weltweiten Bank-Gewinne werden darin erzielt.

Die Bereiche des Retail Banking im Detail

  • Passivgeschäft:Viele Menschen sparen einen Teil ihres Geldes. Die Bank nimmt diese Gelder entgegen und zahlt den Sparern dafür einen Zins. Zu den typischen Bankangeboten auf der Passivseite gehört das Giro-/Lohnkonto, das Sparkonto, das Vorsorgekonto oder das Tages- oder Festgeldkonto. All diese Angebote stehen nicht nur natürlichen Personen, sondern auch Unternehmen zu Verfügung. Zum Passivgeschäft gehört auch, dass die Banken an ihre Kunden Bankkarten ausgeben und ihnen Schließfächer zur Verfügung stellen. Die Sparguthaben sind nicht verloren, wenn eine Bank Konkurs geht. Einlegerschutz-Bestimmungen schützen die Sparguthaben bis zu einer gesetzlich festgesetzten Höhe.
  • Kredit- und Finanzierungsgeschäft:Das Kredit- und Finanzierungsgeschäft stellt die zweite Seite der gleichen Medaille dar. Die Bank verleiht das Geld, das ihnen die Sparer anvertrauen, gegen die Zahlung eines Aktivzinses an Unternehmen und Privatpersonen weiter. Eine Bank könnte also nie die gesamten Spareinlagen aller Kunden auf einmal ausbezahlen. Wenn sehr viele Kunden gleichzeitig zur Bank gehen und ihr Geld abheben wollen, dann ist die Bank ruiniert. Das Kredit- und Finanzierungsgeschäft ist von immenser Bedeutung für die Volkswirtschaft. Ohne Bankkredite könnten viele Projekte nicht realisiert werden. Das Wachstum würde leiden. Zu den typischen Produkten auf der Aktivseite zählen verschiedene Formen von Geldkrediten (Kontokorrentkredite, Lombartkredite etc.), Verpflichtungskredite (zum Beispiel Bürgschaften) und für Privatpersonen insbesondere Hypothekar- und Konsumkredite. Daneben gibt es noch viele weitere Produkte, wie zum Beispiel Leasing, Exportfinanzierungen oder Kautionen. Die Zinsmarge, die die Bank zwischen den Passiv- und Aktivzinsen erwirtschaftet, bildet die zentrale Einnahmequelle des Retail Bankings.
  • Zahlungsverkehr:Der Großteil unseres Geldes ist nicht mehr als Bargeld verfügbar, sondern nur in Form von Buchgeld auf den Bankkonten gutgeschrieben. Geld wird also nur verbucht und nicht tatsächlich verschoben. Beim Zahlungsverkehr geht es um die Abwicklung dieses Buchungsprozesses. Jede Rechnung, die bezahlt wird, löst eine Buchgeldübertragung aus. Der Zahlungsverkehr ist dabei vollautomatisch und international über das SWIFT- Netzwerk verknüpft. Die IBAN (International Bank Account Number) ist die eindeutige Kennzeichnung jedes Bankkontos weltweit.
  • Anlagegeschäft:Viele Sparer wollen höhere Erträge als auf dem Sparkonto erzielen und investieren ihr Erspartes in Aktien, Anleihen, Fonds, Derivate, Edelmetalle oder andere Finanzinstrumente. Im Retail Banking werden standardisierte Produkte, wie zum Beispiel Aktiendepots oder Anlagefonds-Anteile angeboten. Dabei besteht eine große Produktvielfalt. Das Anlagegeschäft ist für Sparer aber riskanter als das Ersparte auf ein Sparkonto zu legen. Während das Vermögen auf dem Sparkonto nur im Fall eines Konkurses der Bank zum Teil verloren ist, können beispielsweise Börsenschwankungen bei Aktien das Ersparte schnell verringern. Andererseits können im Erfolgsfall weit höhere Erträge als auf einem Sparkonto erwirtschaftet werden.

Beratungsprozess und Kundenberatung

Im Retail Banking hat sich ein standardisierter Kundenberatungsprozess durchgesetzt, mit dem alle Kundenbedürfnisse eruiert und befriedigt werden. Als erstes geht es darum, die Kundenbedürfnisse zu verstehen. Der Kundenberater muss zuhören und die richtigen Fragen stellen können sowie Networking-Fähigkeiten besitzen. Erst im zweiten Schritt sollten konkrete standardisierte Lösungen angeboten werden. Hierbei sind Kenntnisse der Angebotspalette entscheidend. Nach der Entscheidung für ein Produkt und der Umsetzung ist die regelmäßige Überwachung und Anpassung der getroffenen Entscheidungen von Bedeutung.

Kunden werden im Retail Banking normalerweise nach der Höhe ihres Vermögens in Segmente eingeteilt. Kleinsparer werden von dem jeweils verfügbaren Berater ihrer Bankfiliale betreut. Wenn der Kunde eine gewisse Vermögensgrenze auf dem Bankkonto überschreitet, bekommt er einen persönlichen Kundenberater zugeteilt. An diesen kann er sich mit allen Fragen rund um seine Bankgeschäfte richten. Generell gilt: Je höher das Vermögen des Kunden, desto intensiver ist die Betreuung durch den Kundenberater. Denn je höher das Vermögen des Kunden, desto mehr Geld kann die Bank mit dem Kunden verdienen. Während ein kleines Team in einer Bankfiliale Tausende von Kleinkunden betreut, ist ein Kundenberater im höheren Segment vielleicht noch für 200 Kunden verantwortlich. Somit kann er mehr Zeit für den Einzelnen aufwenden.

Berufe im Retail Banking

Eine zentrale Rolle im Retail Banking nehmen die Kundenberater ein. Sie sind das Gesicht der Bank gegenüber den Kunden und beraten diese bei ihren Entscheidungen in allen vier Bereichen des Retail Bankings. Der Kundenberater hat dabei nicht nur die Aufgabe bestehende Kunden zu betreuen, sondern auch Neukunden zu gewinnen. Es sind also vor allem Kommunikations- und Akquisitionsstärke gefragt. Die Anforderungen an Privatkundenberater können aber je nach betreutem Kundensegment variieren.

Natürlich gibt es im Retail Banking auch andere Berufe. Ein erfolgreiches Bankgeschäft kann nur mit einem starken und gut organisierten Backoffice funktionieren. So gibt es in jedem der genannten Bereiche Spezialisten. Eine wichtige Rolle nehmen zum Beispiel Kreditanalysten oder Risikospezialisten wahr. Sie prüfen die Kreditwürdigkeit von potenziellen Kreditnehmern und schätzen Risiken der Kreditvergabe ab. Das Retail Banking ist ebenfalls auf ein funktionierendes Service Center angewiesen. Zum Service Center werden das Marketing und das Produktmanagement gezählt. Diese sorgen zum Beispiel dafür, dass Informationsunterlagen zu den angebotenen Bankprodukten vorhanden sind oder der Kunde über die Angebote der Bank im Bilde ist.

Auch wenn das Retail-Banking-Geschäft nicht die höchsten Margen verspricht, so hat es sich als sicherste und stabilste Ertragsquelle der Banken erwiesen und wird dies voraussichtlich in den nächsten Jahren auch bleiben. Deshalb wird das Retail Banking auch in naher Zukunft viele Karrieremöglichkeiten bieten.

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FAQs

What is meant by retail banking? ›

Retail banking, also known as consumer banking or personal banking, is banking that provides financial services to individual consumers rather than businesses. Retail banking is a way for individual consumers to manage their money, have access to credit, and deposit their funds in a secure manner.

Which are considered retail banking customers select the best answer? ›

Retail banking is the division of a bank that deals directly with individual, non-business customers. Retail banks bring in customer deposits that largely enable banks to make loans to their retail and business customers.

Is retail banking a good job? ›

Retail bankers can generally expect to earn solid salaries and receive good benefits. With entry- and mid-level positions, salaries are sometimes lower than other banking positions, such as business banking and private wealth management.

What is the primary focus of retail banking? ›

Retail banking is primarily concerned with offering financial goods and services to private individuals and small companies. These services usually consist of checking and savings accounts, credit cards, mortgages, personal loans, and investment goods.

What is the difference between retail banking and general banking? ›

Retail banks deal with mass-market, including the general public. In short, they serve individuals and the general population. Thus, they have a wider client base. Commercial banks serve specific corporations, governments, and businesses, including small, medium, and large-scale firms, etc.

What is the heart of retail banking? ›

It's where everyday people and small businesses find the support they need, from savings accounts to loans. Retail banking isn't just about numbers; it's about empowering individuals and communities to manage their finances confidently.

What type of customers are in retail banking? ›

Retail banks offer products and services to individuals, families, and small businesses instead of corporations, government organizations, or other banks. Some banks are exclusively retail- or consumer-oriented, meaning they don't have any branches or divisions specializing in commercial or investment banking services.

Why should we hire you? ›

A: I want this job because I believe it is a great fit for my skills and interests. I am excited about the opportunity to [describe specific aspect of the job or company] and I am eager to contribute to the team. I am motivated to learn and grow in this role, and I am confident that I can make a positive impact.

Why do you want this job? ›

I am applying for this job because I believe it offers the perfect opportunity for me to utilize my skills and experiences to contribute effectively. The role aligns well with my career objectives, and I am enthusiastic about the prospect of working with a dynamic team in a stimulating environment.

Why did you choose banking? ›

The best reason to work in any sector is the pay. It is true that the banking sector pays its employees well. Additionally, banks provide their staff with advantages like a minimum rate of interest on loans, medical coverage, pension benefits, and more. Banking Industry pays well.

Is retail banking the same as a teller? ›

Depending on the size of the bank, retail bankers may also serve as bank tellers. As a retail banker, you are the customer's first line of communication with the local branch. Providing excellent customer service is a must.

Which banks are retail banks? ›

US Retail Banking Companies FAQs

PNC Financial Services, Bank of America, US Bank, JP Morgan Chase and Co. and Wells Fargo are the major companies operating in the US Retail Banking Market.

What is the difference between retail banking and business banking? ›

Difference between Retail Banking and Corporate Banking :-

Retail banking and corporate banking are two different types of banking services that cater to different types of customers. Retail banking services are geared towards individual customers, while corporate banking services cater to corporate clients.

What is the difference between retail banking and branch banking? ›

Customers can visit the branch to manage their accounts, apply for loans, make deposits, and withdraw cash. On the other hand, retail banking is more focused on providing basic banking services, such as savings accounts, checking accounts, ATM services, and credit cards.

What is difference between core banking and retail banking? ›

Retail banking focuses on non-commercial transactions and consumer loans while core banking focuses primarily on businesses and commercial loans.

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