„80/20“-Regel
Von Gunda Windmüller
Veröffentlicht am 25.03.2017Lesedauer: 3 Minuten
Beziehungsratgeber gibt es wie Sand am Meer. Daher ist Skepsis angebracht, wenn eine neue Methode verspricht, jedes Paar glücklich zu machen. Was steckt dahinter?
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Immer mal wieder gibt es wissenschaftliche Begriffe, die auch außerhalb der Wissenschaft eine erstaunliche Karriere hinlegen. Das Pareto-Prinzip ist so ein Fall. Bekannter ist es vielleicht als „80/20“-Regel.
Das Prinzip diente ursprünglich dazu, ein statistisches Phänomen zu beschreiben. Im konkreten Fall hatte der italienische Ökonom Vilfredo Pareto entdeckt, dass sich der Grundbesitz in seinem Heimatland wie folgt aufteilte: 20 Prozent der Bevölkerung besaßen 80 Prozent des Bodens.
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Eine ähnliche Verteilung findet sich bei ganz unterschiedlichen statistischen Phänomenen. Als Beispiel hierfür wird oft aufgeführt, dass wir 80 Prozent unserer Telefonanrufe mit 20 Prozent unserer Adressbuch-Kontakte führen. Oder: Ein Unternehmen bekomme 80 Prozent seiner Beschwerden von 20 Prozent seiner Kunden. Und so wird das Pareto-Prinzip nicht nur in der Wirtschaftswissenschaft, sondern auch im Sport, in der Gesundheitsforschung und im Zeitmanagement zur Anwendung gebracht.
Aha, und wo kommt da die Liebe ins Spiel?
Nun, auf Beziehungen angewandt, könnte man mit Hilfe des Pareto-Prinzips wie folgt argumentieren: In einer Beziehung sind wir oft nur zu 80 Prozent glücklich und zufrieden. Um die restlichen 20 Prozent auch zu ihrem Recht kommen zu lassen, sollten wir diese Zeit nutzen, um uns ausschließlich um uns selbst zu kümmern. Um die eigenen Bedürfnisse und Wünsche.
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Ganz konkret: Urlaubsreisen ohne den Partner, eigene Hobbys, bei denen der andere keine Rolle spielt, und auch Fremd-Flirts. Wichtig ist allerdings, so Vertreter der Theorie, dass sich all das eben nur in 20 Prozent der Zeit abspielt.
Und ja, klingt nicht nur etwas künstlich, es schrappt so auch haarscharf am möglichen Betrug vorbei. Wer also seinem Partner nicht wirklich vertraut, sollte von dem Prinzip vielleicht besser die Finger lassen.
Aber!!
Auch wenn einem die Regel vielleicht etwas an den Haaren herbeigezogen vorkommt, steckt doch ein wichtiger Gedanke dahinter. Viele Partner merken irgendwann im Rahmen einer Beziehung, dass es irgendwo hakt. Sie können es nicht genau benennen, aber es verfestigt sich ein unzufriedenes Gefühl. Statt der anfänglichen 100 Prozent Liebesglück sind es vielleicht nur noch 80 Prozent.
Wem es dann nicht gelingt, die fehlenden Bedürfnisse zu artikulieren und sie vor allem mit dem Partner zu besprechen, der wird vermutlich schneller als allen Beteiligten lieb sein kann, anfangen, die 20 Prozent woanders zu suchen. Und das führt oft genug dazu, dass man sich in jemand anderen verliebt und die eigentliche Beziehung scheitert.
An dieser Stelle setzt die „80/20“-Regel ein. Mit ihrer Hilfe sollen Partner sicherstellen, dass sie innerhalb der Beziehung auf ihre 100 Prozent kommen. Auch wenn das bedeutet, dass sie sich vermeintlich ganz egoistisch dafür 20 Prozent „Me-Time“ herausnehmen. Dabei lässt sich aber eben auch merken, dass die übrigen 80 Prozent eine ganze Menge sind.