Gute Schulden ⇔ Schlechte Schulden: Der große Unterschied (2024)

Schulden!? Nee, lass mal! Schulden sind etwas Schlechtes, das ich lieber vermeide.

So dachte ich Jahrzehnte lang über Schulden. Schulden waren für mich grundsätzlich etwas Negatives. Mein Credo lautete: Es ist besser selbst Geld anzusparen, als sich bei jemand anderem Geld zu leihen.

Das diese beiden Dinge, Geld ansparen und einen Kredit aufnehmen, gleichzeitig geschehen können und beide einen positiven wirtschaftlichen Effekt für mich haben können, war mir nicht bewusst.

Ich kannte nämlich ein wichtiges Grundgesetz der Finanzen nicht: Den Unterschied zwischen guten und schlechten Schulden.

Aber lass uns ganz vorne anfangen und kurz ein paar Basics klären.

Inhalt

1. Schulden – Die Basics

1.1 Was sind Schulden bzw. Kredite?

Kredite werden meist von Banken an Unternehmen und Privatpersonen vergeben und dienen der Finanzierung eines Kapitalbedarfs.

Ein Kredit ist sogenanntes Fremdkapital, das dem Kreditnehmer für einen bestimmten Zeitraum (meist) gegen die laufende Zahlung von Zins- und Tilgungsleistungen zur Verfügung gestellt wird.

1.2 Wieso sind Schulden bzw. Kredite wichtig?

Grundsätzlich sind Schulden bzw. Kredite für das Funktionieren einer Volkswirtschaft elementar. Denn Kredite sind insbesondere für Unternehmen eine wichtige Quelle, um Investitionen zu finanzieren oder kurzfristige Liquiditätsengpässe zu überbrücken.

Auch für Privatpersonen stellen Kredite ein wichtiges Instrument dar, um Investitionen und Konsum zu finanzieren oder kurzfristige finanzielle Engpässe zu überstehen (Stichwort: Dispo-Kredit).

Kredite sind eine Quelle für Wachstum in unserer Volkswirtschaft.

Gute Schulden ⇔ Schlechte Schulden: Der große Unterschied (1)

2. Schulden sind nicht gleich Schulden

Schulden sind also per se nicht schlecht. Ganz im Gegenteil: Kredite sind sogar sehr wichtig für unsere Wirtschaft.

Wichtig bei der Beurteilung von Schulden für einen selber ist das Wissen darüber, dass zwei unterschiedliche Arten von Schulden existieren – die guten Schulden und schlechte Schulden. Wie so häufig im Leben kommt es also darauf an, die Sache differenzierter zu betrachten.

Lass uns also klären, wann Schulden gut und wann sie schlecht sind.

2.1 Was sind gute Schulden?

Mit guten Schulden sind Schulden gemeint, die Investitionen finanzieren – die sogenannten Investitionsschulden.

Investitionen zeichnen sich dadurch aus, dass sie dem Investor zukünftig einen besonderen Mehrwert generieren sollen. Meist handelt es sich dabei um einen finanziellen Mehrwert in Form eines Einkommens- oder Vermögenszuwachses. Der Mehrwert aus einer Investition kann aber auch nicht-finanziell sein wie z. B. bei einer Investition in die eigene Bildung.

In diesem Beitrag konzentrieren wir uns allerdings auf den finanziellen Mehrwert.

Ein Beispiel für gute Schulden sind Investitionen in fremdvermietete Immobilien.

Mit den erhaltenen Mietzahlungen aus der Immobilie werden die Zins- und Tilgungszahlungen, die sogenannte Annuitäten, aus dem Kredit sowie weitere Kosten (Grundsteuer, Instandhaltungskosten etc.) gezahlt. Im besten Fall übersteigt die Miete diese Kosten, sodass die übrige Differenz das eigene Einkommen erhöht.

Lass uns das Ganze anhand eines vereinfachten Beispiels für eine fremdvermietete Immobilie veranschaulichen.

Beispiel gute Schulden - Kauf einer fremdvermieteten Immobilie

Du entscheidest dich dafür eine 2-Zimmer-Wohnung mit 60 Quadratmeter zur Fremdnutzung in einer mittelgroßen Stadt zu erwerben.

Der Kaufpreis der Wohnung beträgt 100.000 € und die Kaufnebenkosten 10.000 € (Grunderwerbssteuer, Notar- und Maklerkosten = 10% des Kaufpreises). Du entscheidest dich den Kaufpreis der Immobilie komplett, also zu 100%, über einen Kredit mit einem Zinssatz von 2,5% p.a. und einer anfänglichen Tilgungsrate von 2% p.a. zu finanzieren.

Die Wohnung ist für 500 € kalt vermietet, die monatliche Annuität beträgt 375 €, die weiteren Kosten (Instandhaltungskosten, Verwalterkosten etc.) betragen 100 € und die Wertsteigerung für vergleichbare Immobilien betrug in der Vergangenheit im Durchschnitt 2% p.a..

Hieraus ergeben sich folgende Zahlen:

Die Grafik veranschaulicht das Prinzip der guten Schulden.

Im Jahr 0, das gleichzeitig das Anschaffungsjahr darstellt, nimmst du einen Kredit in Höhe von 100.000 € für eine Immobilie im Wert von 100.000 € auf. Die Nebenkosten in Höhe von 10.000 € bezahlst du aus der eigenen Tasche. Sie stellen deine Anfangsinvestition dar.

Die Mietzahlungen reichen aus, um die monatliche Annuität an die Bank i.H.v. 375 € zu bezahlen. Es ergibt sich nach Abzug der weiteren Kosten sogar ein Überschuss von 25 €, der dein Einkommen erhöht.

Da sich die Zinslast im Laufe der Zeit verringert, die Annuität jedoch konstant bleibt, erhöht sich der Tilgungsanteil von Jahr zu Jahr. Schon nach drei Jahren hat sich ein rechnerischer Gewinn von über 2.000 € (Gewinn = Wertsteigerung – Restschuld – Anfangsinvestition) ergeben. Nach fünf Jahren beträgt dein rechnerischer Gewinn schon über 10.000 €. Die zusätzlichen Überschüsse, die dein Einkommen erhöhen sind hierbei noch nicht mal inbegriffen.

Mit einer Anfangsinvestition von lediglich 10.000 € hättest du in diesem Fall rechnerisch bereits nach 5 Jahren dein Kapital verdoppelt. Mit dem Kauf einer fremdvermieteten Immobilie und der Finanzierung über einen Kredit hast du deine Vermögensmaschine angeschmissen. Diese Immobilie erwirtschaftet dir einen positiven Cashflow und arbeitet fortan Jahr für Jahr für dich und deinen Vermögensaufbau.

Diese vereinfachte Darstellung zeigt das grundsätzliche Prinzip eines guten Immobilien-Investments und die Wirkungsweise von guten Schulden. Gute Schulden werden mit der Absicht aufgenommen, das eigene Einkommen und Nettovermögen zu erhöhen.

Gute Schulden finanzieren also Vermögenswerte.

Banken sehen Investitionsschulden für Immobilien auch als gute Schulden an und finanzieren diese meist gerne. Dies spielgelt sich auch in dem, im Vergleich zum Konsumkredit, deutlich niedrigeren Zinssatz wieder. Denn die Bank nimmt eine werthaltige Immobilie als Sicherheit für ihr Darlehen.

Ein weiteres, für die Privatperson, eher unübliches Beispiel von guten Schulden ist ein kreditfinanzierter Kauf von Aktien. Auch in diesem Fall erhöhen aufgenommene Schulden das eigene Vermögen und Einkommen durch Wertsteigerungen und Dividenden aus den Wertpapieren.

Gute Schulden sind Vermögensmaschinen, die zum Start einmalig angestoßen werden und fortan für Vermögenszuwachs sorgen.

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Gute Schulden ⇔ Schlechte Schulden: Der große Unterschied (4)

2.2 Was sind schlechte Schulden?

Gucken wir uns auf der anderen Seite die schlechten Schulden an – die sogenannten Konsumschulden.

Diese Art der Schulden solltest du dringend vermeiden, wenn du Vermögen aufbauen willst. Schlechte Schulden ziehen dir nämlich Geld aus der Tasche, ohne Einkommen oder Vermögen für dich zu generieren.

Schlechte Schulden finanzieren also Verbindlichkeiten.

Konsumschulden entstehen logischerweise immer dann, wenn du einen Kredit für Konsumgüter aufnimmst. Hierunter fallen z. B. das Auto, der Fernseher, das Handy oder die Spielekonsole.

Charakteristisch für Konsumschulden ist die Tatsache, dass der kreditfinanzierte Gegenstand innerhalb einer kurzen Zeit einen deutlichen Wertverlust erfährt. Ein gutes Beispiel hierfür ist der Neuwagen, der innerhalb des ersten Jahres nicht selten bis zu 25% seines Kaufwertes einbüßt.

Konsumschulden sind ein Killer für den Vermögensaufbau!

Hinzu kommt, dass die Zinsen für die aufgenommenen Schulden, im Gegensatz zur fremdvermieteten Immobilie, von dir zu zahlen sind. Besonders bei Konsumschulden, die nicht selten mit einen Dispo- oder Ratenkredit finanziert werden, sind die Zinsen in der Regel deutlich höher als bei einem Immobilienkredit.

Der negative Effekt aus dem Wertverlust des gekauften Gegenstandes und den höheren, von dir zu zahlenden Zinsen wirkt also doppelt in die falsche Richtung.

Menschen, die Konsumschulden anhäufen sind sich über diese Auswirkungen ihrer Entscheidung häufig nicht im Klaren. Sie realisieren nicht, dass sie mit jedem weiteren auf Pump finanzierten Konsumgegenstand Geld verbrennen und ihr Vermögen mindern.

Aber lass uns das Phänomen von Konsumschulden anhand des Kaufs eines Neuwagens mit Zahlen veranschaulichen.

Beispiel schlechte Schulden - Kauf eines Neuwagens

Du entscheidest dich dafür einen Neuwagen für 20.000 € zu kaufen. Da du nicht über das nötige Geld verfügst, nimmst du hierfür einen Kredit über 20.000 € zu 4% p. a. auf. Du tilgst das Darlehen in 5 Jahren per Annuität. Schauen wir uns die Zahlen im Zeitverlauf von 5 Jahren an.

Die Grafik veranschaulicht dir schlechte Schulden im Zeitverlauf.

Im Anschaffungsjahr (Jahr 0) nimmst du einen Kredit in Höhe von 20.000 € auf, um einen Neuwagen für 20.000 € zu erwerben. Im Gegensatz zum Immobilienkauf sind keine Kaufnebenkosten zu zahlen. Dafür sind die Zinsen und die Tilgung in diesem Fall von dir direkt zu zahlen und werden von keinem Mieter übernommen.

Nach 3 Jahren hat das Fahrzeug bereits 50% seines Werts eingebüßt. Dem gegenüber stehen zu diesem Zeitpunkt Gesamtkosten von 21.745 €. Es ist ein Verlust von 11.745 € (Verlust = Wert Auto – Gesamtkosten) entstanden. Am Ende des Betrachtungszeitraums (Jahr 5), an dem du den Kredit für das Auto zurückgezahlt hast, ist der Verlust auf insgesamt 13.310 € angestiegen.

Anstatt, wie bei den guten Schulden, Vermögen mit Hilfe eines Kredits aufzubauen, hast du mit dem kreditfinanzierten Kauf eines Neuwagens viel Geld verbrannt.

Gute Schulden ⇔ Schlechte Schulden: Der große Unterschied (7)

3. Fazit

Schulden bzw. Kredite sind ein wichtiger Faktor für das Funktionieren einer Volkswirtschaft. Ohne sie gäbe es weniger Investitionen und Konsum und damit einhergehend weniger wirtschaftliches Wachstum.

Gute und schlechte Schulden kannst du anhand folgender Merkmaleunterscheiden.

Was sind die Merkmale guter Schulden?

1. Gute Schulden finanzieren Vermögenswerte und erhöhen damit das eigene Einkommen und Vermögen.

2. Sie werden von jemand anderem bezahlt (z. B. Immobilien durch den Mieter oder Aktien durch Dividenden/Teilverkäufe).

3. Gute Schulden haben durch die Werthaltigkeit des Investments einen niedrigeren Zinssatz als schlechte Schulden.

Was sind die Merkmale schlechter Schulden?

1. Schlechte Schulden finanzieren Verbindlichkeiten und verringern damit das eigene Einkommen und Vermögen.

2. Sie werden von dir bezahlt.

3. Schlechte Schulden haben durch die meist nicht vorhandene Werthaltigkeit der Anschaffung einen höheren Zinssatz als gute Schulden.

Wenn du deine Finanzen in den Griff bekommenund deinen Umgang mit Geld verbessern willst, ist das Wissen über den Unterschied zwischen guten und schlechten Schulden elementar.

Mach dir zum einen immer bewusst, welche Einschränkungen und Folgen kreditfinanzierter Konsum für dich haben kann und denke zum anderen daran, was für ein Turbo im Vermögensaufbau gute Schulden sein können.

Gute Schulden finanzieren Investitionen, die dein Vermögen erhöhen. Schlechte Schulden finanzieren Konsum, mit dem du dein Geld verbrennst.

Wie stehst du zu dem Thema? Siehst du es genauso wie ich oder hast du eine andere Meinung?

Ich freu mich auf deinen Kommentar!

Gute Schulden ⇔ Schlechte Schulden: Der große Unterschied (2024)
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Name: Greg Kuvalis

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