Geldanlage mit ETF: Viel zu wissen hilft nicht unbedingt viel (2024)

„Wie lege ich mein Geld am besten an?“ Auf dem Weg zur Antwort auf diese Frage kann man sich leicht verlaufen, die falschen Leute nach dem Weg fragen oder die falschen Schlüsse aus den eigenen Beob­achtungen ziehen.

In einer Rubrik zum Thema Miss­verständ­nisse bei der Geld­anlage wollen wir in loser Folge auf solche Miss­verständ­nisse eingehen. Hier Teil 3: Viel zu wissen hilft nicht unbe­dingt viel. Teil 2 war: Anlegen auf Sicht kostet Rendite. Teil 1 war: MSCI World ETF – nur was für Einsteiger?

Wenn viel Wissen nicht viel hilft

Zeitungen, Finanz­newsletter und Magazine, Finfluencer und Podcaster: Die Medien sind voll mit Analysen von Geschäfts­modellen, Absatz­märkten, Dividendenschät­zungen, Gewinn­rechnungen, Cash Flows, Umsatz­prognosen, ausgefeilten Kenn­zahlen und nicht zuletzt Meinungen von Aktien­analysten mit den neuesten Aktientipps.

Folgende Schlagzeilen kommen Ihnen vielleicht bekannt vor: „Die 6Aktien, die Sie 2024 brauchen“, „Starmanager nennt seine aktuellen Favoriten“, „5Aktien, die vom neuen Trend besonders profitieren werden“.

Einige Leser denken sich dann: „Wenn ich da wirk­lich tief eintauche, dann weiß ich mehr als der Durch­schnitt und kann meine Geld­anlage selbst in die Hand nehmen – und zwar erfolg­reich!“. Andere sind eher abge­schreckt: „Uh, das ist mir zu viel, zu kompliziert, zu zeitraubend. Ich will mich damit nicht beschäftigen. Ich über­lasse die Geld­anlage lieber Fonds­managern, die sich damit auskennen und die sich Unternehmen und Wirt­schafts­zahlen jeden Tag und in Echt­zeit anschauen.“

Doch ganz so einfach ist es nicht. Fonds­manager sind zwar Fachleute und können Laien die Zusammen­stellung eines Aktienkorbes abnehmen, aber besser als der Markt sind sie meist nicht. Mit Markt ist zum Beispiel ein Index wie der MSCI World gemeint, den man in Form eines ETF kaufen kann. Tief einzutauchen hilft auch nicht unbe­dingt. Im Gegen­teil: Auch Leute, die Geld­anlage als Hobby betreiben und viel Zeit rein­stecken, schaffen es nur selten, den Markt zu schlagen – und lang­fristig wird es noch unwahr­scheinlicher. Das zeigen Studien von Anlegerdepots. Ein Grund dafür ist auch, dass Handels­kosten die Rendite schmälern.

Die Kontroll-Illusion

Die Psycho­logie beschreibt einen weiteren Effekt, der mit viel Wissen einhergeht: den der Kontroll-Illusion. Anleger mit vielen Detailkennt­nissen glauben leichter, durch ihr Wissen Entwick­lungen kontrollieren zu können – oder bei Finanzmärkten: voraus­sagen zu können. Doch das ist ein Irrtum.

Wohl­gemerkt: Wissen ist natürlich hilf­reich, wenn es um die Geld­anlage geht. Was ist ein Fonds, welche Wert­papiere gibt es, wie muss meine Geld­anlage aufgestellt sein, welche Risiken gehen mit welcher Anlage einher – solche Grund­kennt­nisse erleichtern das Finanzleben ungemein. Uns geht es hier jedoch um Detailwissen über Unternehmen, zur Aktien­analyse, verschiedenen Kenn­zahlen und Märkten.

Das Problem, Informationen in Mehr­gewinn umzu­münzen

In den 1950er Jahren führte Harry Markowitz die Moderne Portfolio­theorie ein, welche auch heute noch den Rahmen für die moderne Kapitalmarkt­forschung darstellt. Mithilfe seiner Annahmen konnten ziemlich einfache Schluss­folgerungen für eine sinn­volle Geld­anlage entwickelt werden. Eine dieser Annahmen war, dass es im Finanzmarkt keine exklusiven Informationen gibt und sich alle Markt­teilnehmer die gleichen Informationen teilen. Oder anders ausgedrückt: Es gibt keine Markt­teilnehmer mit Insider­informationen. Das stimmt natürlich nicht in der Praxis, aber da das Handeln aufgrund von Insider­informationen in den meisten Ländern strafbar ist, kann die Annahme in der Tat als halb­wegs gültig betrachtet werden.
Wenn sich ein Aktien­preis aufgrund aller öffent­lichen Informationen im Tauziehen von Angebot und Nach­frage bildet, dann nennt man das auch einen „Markt­preis“ – das ist der Preis, den der Markt im Schnitt bereit ist, für die Aktie zu zahlen.

Wer Teil 1 MSCI World ETF – nur was für Einsteiger? gelesen hat, wird sich erinnern: Sogar professionelle Fonds­manager tun sich schwer damit, nicht nur auf Informationen zu reagieren, also quasi hinterherzu­laufen, sondern sie besser als der Markt zu antizipieren. Kein Wunder: Das entspricht ja dem Blick in die Glaskugel. Wenn sogar Profis oft daran scheitern, Informationen in einen Mehr­gewinn umzu­münzen, dann stellt sich für private Investoren erst recht die Frage: Wozu das ganze Analysieren, Daten­sammeln und Wälzen von Geschäfts­berichten?

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Ein solider Kern und dazu individuelle Beimischungen

Natürlich bleibt es Anlegern mit Spaß an der Börse unbe­nommen, sich trotzdem mit Einzel­aktien und Trends zu beschäftigen und hier und da anzu­legen. Die Autoren dieser Zeilen können das sogar gut nach­voll­ziehen. Da man zwecks guter und wichtiger Streuung jedoch häufig mehr Aktien kaufen müsste, als man sich leisten kann, empfiehlt es sich, einen Kern­baustein mit einem breit streuenden Welt-ETF zu nutzen und nur mit 30Prozent der gesamten Aktien­anlage seinem Spiel­trieb zu folgen. Hier kann man dann Einzel­aktien kaufen sowie in Themen- oder Branchenfonds investieren. Man sollte aber immer bedenken: Auch wer neueste Zahlen und Trends beim Anlegen berück­sichtigt, nutzt trotzdem nur Informationen, die längst im Markt, sprich einge­preist, sind.

Wen Börse nicht interes­siert, der kann getrost darauf verzichten. Für ihn reicht ein ETF auf den MSCI World Index. Auch das ist eine Lehre aus der Kapitalmarkt- und Portfolio­theorie: Man sollte streuen und anlegen wie der „breite Markt“ – weshalb ein welt­weit anlegender Indexfonds die erste Anlauf­stelle ist.

Fazit: Wissen hilft – ständiges am Ball bleiben nicht unbe­dingt

Für private Anle­gerinnen und Anleger ergibt sich eine klare Erkennt­nis: Sie benötigen für erfolg­reiche Investitionen im Aktienmarkt kein Detailwissen zu einzelnen Firmen und Märkten! Vieles, was dazu tag­ein tagaus publiziert wird, ist nichts als Rauschen in der Welt der Informationen. Klingt gewagt? Analysen und Unter­suchungen der letzten Jahre haben es immer wieder gezeigt.

Das heißt natürlich nicht, dass jegliches Finanz­wissen über­flüssig ist. Im Gegen­teil: Über ein gewisses Grund­wissen zu verfügen, ist essenziell für eine gute Geld­anlage. Aber es sind nicht die Tages­meldungen, die einem weiterhelfen.

Tipp: Wenn Sie sich für die Geld­anlage mit ETF interes­sieren und nicht wissen, wie Sie dabei vorgehen sollen, hilft Ihnen unser ETF Spezial.

Geldanlage mit ETF: Viel zu wissen hilft nicht unbedingt viel (2024)

FAQs

Was ist der Nachteil von ETFs? ›

Rechnen Sie mit Kursschwankungen

Für Aktien-ETFs gelten dieselben Risiken wie für herkömmliche Aktienfonds. Sie müssen immer mit Wertschwankungen rechnen. Selbst bei weltweiter Streuung gab es schon Kursrückgänge von bis zu 50 Prozent.

Warum nicht zu viele ETFs? ›

Das Wichtigste in Kürze:

Zu viele ETFs: Zwar ist ein einzelner ETF meist zu wenig für eine ausreichende Diversifikation. Zu viele ETFs sind allerdings ebenfalls kontraproduktiv, da Anlegerinnen und Anleger schnell den Überblick verlieren können und mehr Zeit, z.B. für ein Rebalancing, investieren müssen.

Ist ETF eine sichere Geldanlage? ›

Mit einem ETF erzielst Du genau so viel Rendite wie die breite Masse der Aktieninvestoren. ETFs sind genauso sicher wie aktiv verwaltete Fonds: Geld, das Du in ETFs investiert hast, ist Sondervermögen und bei Pleiten des ETF-Anbieters geschützt.

Kann man mit ETF auch Geld verlieren? ›

Ein ETF Totalverlust beim Investieren ist nahezu ausgeschlossen. Es ist unwahrscheinlich, dass sämtliche enthaltenen Unternehmen insolvent gehen und du all dein Geld verlierst. Die erwähnten Gefahren bieten gut umsetzbare Gegenmaßnahmen, um auf mehr Sicherheit zu achten.

Für wen machen ETFs Sinn? ›

Für wen ist ein ETF Sparplan sinnvoll? Ein ETF Sparplan ist sinnvoll für alle Anleger und Sparer, die Vermögen aufbauen möchten, aber monatlich nur einen kleinen Betrag anlegen wollen oder können. Denn bei einigen Banken ist bereits eine Sparrate von 25 Euro pro Monat möglich.

Wie viel Geld nach 10 Jahren ETF? ›

Die durchschnittliche Rendite eines ETFs auf einen breiten Marktindex für eine Periode von 10 Jahren war in den letzten 50 Jahren 8,36% pro Jahr. D.h. eine Investitionssumme von 10.000 EUR wäre im Durchschnitt nach 10 Jahren auf 22.320 EUR angestiegen.

Warum stürzen die ETFs ab? ›

Denn momentan fällt der ETF, weil die großen Aktien und die Börsen weltweit fallen. Gründe dafür gibt es einige: Viele Anleger befürchten weiterhin eine Rezession, was nicht gut für Aktien ist. Zudem sind die Zinsen weiter sehr hoch und die Konflikte auf der Welt nehmen zu.

Wie viel Geld sollte man monatlich in ETF investieren? ›

In der Regel sollten Sie immer einen Teil Ihres Einkommens monatlich investieren. Dieser Anteil kann sich jedoch je nach Ihren Einkünften, Ihren Ersparnissen und Ihren Schulden ändern. Laut Experten, liegt der ideale Investitionsbetrag zwischen 15 und 25 % Ihres Einkommens nach Abzug von Steuern.

Was ist der beste ETF? ›

Die besten ETFs der Welt im Überblick:
  • Amundi Nasdaq-100 Daily (2x) Leveraged ETF.
  • Amundi MSCI Semiconductors ESG Screened ETF.
  • Invesco Technology S&P US Select Sector ETF.
  • iShares S&P 500 Information Technology Sector ETF.
  • Xtrackers MSCI USA Information Technology ETF.
Jun 24, 2024

Kann ein ETF auf Null fallen? ›

Kann ein ETF pleitegehen? Bei ETFs besteht lediglich das Risiko eines Totalverlustes der im ETF enthaltenen Werte. Ein ETF selbst kann nicht pleitegehen. Wenn alle Werte in einem ETF auf 0 fallen, fällt auch der ETF-Kurs auf 0.

Wie lange sollte man einen ETF halten? ›

Experten empfehlen Aktien und ETFs mindestens zehn Jahre zu halten. Nur so lassen sich zwischenzeitliche Kurseinbrüche ausgleichen. Auf lange Sicht (15 oder 20 Jahre) sind die meisten Wertpapiere bisher immer wieder deutlich über ihre Vor-Crash-Niveaus gestiegen.

Was kann bei ETF schief gehen? ›

Sobald Anleger in einen ETF investieren, der Aktien oder Wertpapiere in einer anderen Währung als der ihres Heimatlandes enthalten, gibt es ein Wechselkursrisiko. Die Rendite, die ein ETF erwirtschaftet, könnte also durch einen ungünstigen Wechselkurs aufgefressen werden.

Kann man mit ETFs Minus machen? ›

Da Aktienkurse zum Teil stark schwanken, schwankt auch der Wert von ETFs. Es ist also möglich, dass ein Aktien-Sparplan zwischenzeitlich ins Minus gerät. Wir raten Dir deswegen, nur Geld in einem solchen Sparplan anzulegen, das Du die nächsten zehn, besser 15 Jahre nicht benötigst.

Kann man bei ETF mehr verlieren als man einsetzt? ›

Kann ich bei einem ETF alles verlieren? Es ist sehr unwahrscheinlich, bei einem ETF alles zu verlieren – vor allem bei physischen ETFs, die breit über Länder und Branchen streuen. Das gilt beispielsweise für bekannte Indizes wie den MSCI World oder den FTSE All-World.

Was passiert wenn ETF Pleite? ›

Was passiert, wenn ein ETF-Anbieter pleitegeht? Wenn ein ETF-Anbieter pleitegeht, ist euer Geld nicht verloren. Beim ETF-Anlagekapital des Anbieters handelt es sich nämlich um Sondervermögen, das separat bei einer Depotbank aufbewahrt wird.

Warum Fonds besser als ETF? ›

Die Renditechancen von ETFs stehen deutlich geringeren Gesamtkosten als bei aktiv gemanagten Fonds gegenüber. Zwar müssen ETFs unter anderem Kosten für die Lizenz bezahlen, die es braucht, um einen Index nachbilden zu dürfen. Bei Fonds entstehen jedoch allein durch das Fondsmanagement deutlich höhere Kosten.

Kann ein ETF negativ werden? ›

Ja, du kannst mit ETFs Verluste machen. ETFs sind Wertpapiere, die an der Börse gehandelt werden und verschiedene Märkte abbilden. Damit unterliegen sie genauso den Kursschwankungen wie jedes andere Produkt, das an der Börse gehandelt wird.

Sind Aktien oder ETFs sicherer? ›

Im Vergleich zu Einzelaktien gelten ETFs eher als risikoarm. Durch ihre passive Strategie und die Geldanlage in hunderte oder tausende von einzelnen Aktien, ist das Risiko bei diesen börsengehandelten Indexfonds nämlich breit gestreut. Damit ist ein Totalausfall nahezu ausgeschlossen.

Wer profitiert von ETF? ›

Wer nicht in einzelne Aktien, sondern mit einem ETF in einen ganzen Aktienmarkt investieren will, profitiert ebenfalls von den Dividendenausschüttungen. Jeder Aktien-ETF gibt die Dividenden an die Anleger weiter, entweder in Form von Ausschüttungen auf das Konto des Anlegers oder mittels Reinvestition.

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Name: Stevie Stamm

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